Der Begriff “Diversity” ist in aller Munde. Inklusion und Barrierefreiheit ermöglichen mehr Teilhabe, Zugang und Vielfalt und sind ein nachhaltiger Faktor, den alle Eventplaner:innen beachten sollten. Ähnlich wie bei der Digitalisierung werden inklusive Events in Zukunft Standard sein. Doch wie agiert und plant man als Eventmanager oder Eventmanagerin divers und inklusiv? Und wie wird man dieser ganzen Diversität gerecht?
Wir geben Ihnen in diesem Artikel die Best Practices für inklusive Events.
Was sind inklusive Events?
Inklusive Events sind Veranstaltungen, die so konzipiert sind, dass alle Menschen daran teilhaben können und keiner ausgeschlossen wird. Diversität und Barrierefreiheit spielen eine zentrale Rolle. Bei inklusiven Events werden die “sieben Vielfaltsdimensionen“ (auch Diversity-Dimensionen genannt) berücksichtigt. Im Kern bestehen diese aus 1. Geschlecht, 2. Sexuelle Orientierung. 3. Alter, 4. Ethnische Herkunft und Nationalität, 5. Religion & Weltanschauung, 6. Behinderung und 7. Soziale Herkunft.
Warum ist Inklusion bei Events wichtig?
Inklusion wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle bei Events spielen. Laut Hoffmann-Wagner und Jostes gehört Inklusion zu einem der vier Pfeiler, die unsere künftigen Veranstaltungskonzepte bestimmen werden.
Quelle: Barrierefreie Events: Grundlagen und praktische Tipps zur Planung und Durchführung, Autorinnen: Kerstin Hoffmann-Wagner und Gudrun Jostes
Gründe, warum diverse Events wichtig und zukunftsweisend sind, gibt es viele. Wir haben Ihnen einige herausgefiltert:
- Inklusion ist ein Menschenrecht: Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist, die in Deutschland im Jahr 2009 in Kraft trat.
- Sozialer Aspekt: Jeder Mensch soll die Möglichkeit erhalten, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter.
- Vorbildwirkung: Wenn Diversität auch bei Events Normalzustand ist, können Veranstaltungen dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, den Horizont von Teilnehmer:innen zu erweitern und ein Statement für eine bunte Gesellschaft setzen.
- Teilnehmer:innen fordern Diversität: Den Teilnehmenden fallen Defizite im Bereich Inklusion und Gleichberechtigung immer stärker auf und sie artikulieren diese auch öffentlich.
Diversity-Dimensionen als roter Faden für inklusive Veranstaltungen
Um Ihr Event offen, divers und inklusiv zu kommunizieren und zu gestalten, achten Sie auf die sieben Diversity-Dimensionen (hier in sechs Dimensionen zusammengefasst). Diese können Ihnen bei der Planung als roter Faden dienen.
Quelle: Charta der Vielfalt
Geschlecht & sexuelle Orientierung
Darunter versteht man die Gleichberechtigung der Geschlechter. Dazu zählen nicht nur Frauen und Männer, sondern auch nichtbinäre und genderqueere Menschen, cis und trans Personen, inter, endo und ageschlechtliche Menschen usw.. Spätestens seit der Einführung des Geschlechtseintrags „divers“ wird das binäre System aus zwei Geschlechtern auch im deutschen Mainstream hinterfragt und diskutiert.
Beispiel für inklusive Events: Achten Sie bei Anmeldungen auf alle Geschlechter und geben Sie in Ihrer Kommunikation gezielt an, dass Sie alle Geschlechter und Menschen mit jeder sexuellen Orientierung (LGBTQ+) ansprechen.
Alter
Darunter versteht man die Ansprache von Menschen jeden Alters. Alte und junge Menschen – beide sollten ernst genommen werden. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass die Zielgruppe älterer Menschen immer größer wird. Umso wichtiger ist es, Altersdiskriminierung abzubauen und Senior:innen inklusiv anzusprechen. Auf der anderen Seite wollen auch junge Leute nicht mit stereotypen Annahmen bezüglich ihres Alters konfrontiert werden.
Beispiel für inklusive Events: Beachten Sie die Vielfalt der Altersstufen bei der Wahl der Bilder und in der Kommunikation, wenn Sie Jung und Alt ansprechen wollen.
Ethnische Herkunft und Nationalität
In Zeiten der Globalisierung reicht es nicht mehr, nur die eigene Nationalität zu berücksichtigen. Deshalb sollten Sie immer daran denken, dass Ihre Zielgruppe aus unterschiedlichen Herkunftsländern, Muttersprachen und Kulturen zusammengesetzt sein kann.
Beispiel für inklusive Events: Beachten Sie die kulturelle Vielfalt bei der Wahl der Bilder. Achten Sie auf mehrsprachige Texte. Setzen Sie sich mit dem Thema Rassismus auseinander und vermeiden Sie Stereotype.
Religion & Weltanschauung
Über die Hälfte der Deutschen gehören einer der großen christlichen Kirchen an. Aber auch das Judentum, der Islam und polytheistische Religionen wie der Buddhismus oder der Hinduismus sind bei uns vertreten.
Beispiel für inklusive Events: Vermeiden Sie Klischees und Stereotype, wenn Sie über Religionen und Weltanschauungen sprechen. Bedenken Sie beim Catering religiöse Essgewohnheiten (gibt es auch vegetarische Kost und Gerichte ohne Schweinefleisch etc.)
Behinderung
Rund 9,4 % der deutschen Bevölkerung sind schwerbehindert. Behinderungen können körperlich, geistig oder psychisch sein. Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sollen Menschen mit einer Behinderung dieselben Chancen haben wie nichtbehinderte Menschen.
Beispiel für inklusive Events: Planen Sie Ihre inklusiven Events barrierefrei und denken Sie bei Ihren Texten und Vorträgen auch an blinde oder gehörlose Menschen und Personen mit einer Lernbehinderung.
Soziale Herkunft
Die soziale Herkunft und der soziale Status bestimmen entscheidend mit, welche Chancen Menschen auf Bildung, Arbeit und Aufstiegschancen, Wohlstand und weitere Ressourcen haben. Oft spielen auch finanzielle Mittel eine entscheidende Rolle.
Beispiel für inklusive Events: Bieten Sie verschiedene Preiskategorien oder Ratenzahlungsoptionen für Ihr Event an.
8 Tipps wie Sie Inklusion bei Events umsetzen können
Obwohl Diversität an Beachtung gewinnt, gibt es auch bei Events noch Optimierungsbedarf.
Je nach Branche werden Themen wie Inklusion, Diversität und Gleichberechtigung ganz unterschiedlich berücksichtigt. So ist zu beobachten, dass öffentliche Institutionen diesem Konzept bei Veranstaltungen viel mehr Beachtung schenken, als manche Branchen, die noch nicht so weit oder sehr männerdominiert sind.
Viele Eventplaner:innen entscheiden oft aus dem Bauch heraus, ohne ein klares Konzept für inklusive Events zu haben. Um dies zu ändern, geben wir Ihnen handfeste Tipps, wie Sie Ihr kommendes Event diverser gestalten können.
Tipp 1: Barrierefreie Veranstaltung planen
Wichtig ist es, von Anfang an auf Barrierefreiheit zu achten, sowohl in der Außendarstellung als auch in der Organisation.
- räumliche Barrierefreiheit: Der Veranstaltungsort muss von allen Menschen gut gefunden werden, jeder sollte sich vor Ort selbstbestimmt bewegen können. Gerade für Menschen im Rollstuhl muss ein barrierefreier/stufenloser Zugang zu allen Räumen möglich sein (zu beachten sind z.B. befestigte Wege, Rampen, Türbreiten, Toiletten, Akustik, Lichtverhältnisse). Ebenso sind «flexibles» Mobiliar (z.B. Stehtische, unterfahrbare Tische, höhenverstellbares Rednerpult) wichtig und es sollte genug Platz geben, damit Bewegungsfreiheit für Teilnehmenden mit Rollstühlen und Gehilfen gewährleistet ist.
- sprachlich-kommunikative Barrierefreiheit: Einladungen, öffentliche Ankündigungen, Programmhefte etc. sind bereits im Vorfeld einer Veranstaltung wichtig – hierbei gibt es sprachlich einige Herausforderungen, die durch leichte Sprache oder Piktogramme gemeistert werden können. Auf den Veranstaltungen selbst werden Themen wie Übersetzung in Gebärdensprache oder Schriftdolmetschen interessant.
Tipp 2: Kommunikation inklusiv gestalten
Achten Sie bei Ihrer gesamten Außenkommunikation auf eine inklusive Herangehensweise und auf Sprache und Bilder.
- mehrsprachige Texte in gut lesbarer Schrift und in leichter Sprache
- Inklusive Sprache ( geschlechtergerechte Sprache, Blindensprache)
- Inklusive Bilder (Fotos von verschiedenen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Jung und Alt)
- Ankündigung im Internet barrierefrei
- Marketingmaterial über verschiedene Medien verbreiten (E-Mail, Internet, Post, Flyer, Radio, Fernsehen…)
- Die Anmeldung sollte auf verschiedene Weise möglich sein: mündlich, telefonisch, persönlich, schriftlich)
- Hinweise auf Barrierefreiheit
- besondere Bedürfnisse/Unterstützungsbedarf in der Anmeldung abfragen
- Wegbeschreibung und Parkmöglichkeiten
- Unterschiedliche Preiskategorien oder Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung
- ggf. Hinweis auf kostenlose Teilnahme von Begleitpersonen/Assistenzen
Tipp 3: Inklusive Kommunikation vor Ort
- Informationen sollten durch mindestens zwei Sinne (Hören, Sehen, Fühlen) wahrnehmbar sein (2-Kanal-Regel; Mehr-Sinne-Prinzip).
- Audiodeskription, Untertitel und barrierefreie Unterlagen anbieten
- Rettungswege, Ein- und Ausgänge sowie Toiletten mit Bildern bzw. Piktogrammen kennzeichnen
- Besonderheiten für Menschen im Rollstuhl beachten: Auslagen in Griffhöhe, Erreichbarkeit bestimmter Objekte oder Materialien garantieren
- Gebärdensprache einsetzen
Tipp 4: Diverse Akteure engagieren
Um Diversität nicht nur zu promoten, sondern auch wirklich zu leben, sollten Sie bei Ihren Akteuren ebenfalls auf Diversität achten – von der Moderation über die Speaker:innen bis zum Entertainment.
Tipp 5: Lieferanten bewusst auswählen
Bei Lieferantenverträgen können Sie explizit darauf achten, dass Partner:innen für die Planung und Umsetzung Ihres Events (Verbände, Expert:innen und Influencer:innen ebenso wie Caterer, Fotograf:innen und Designer:innen usw.) für Diversity Management stehen.
Tipp 6: Vielfalt bei der Bewirtung beachten
Achten Sie beim Catering auf die Flexibilität der Küche und die Vielfalt bei der Bewirtung. Können Sie auch Speisen ohne Schweinefleisch (bzw. Gelatine) sowie vegetarische und vegane Gerichte anbieten? Vielleicht wollen Sie auch Speisen anbieten, die halal oder koscher sind?
Tipp 7: Teilnehmende zu einem guten Umgang mit dem Thema Inklusion bewegen
Schaffen Sie eine breite und attraktive Plattform, die viel Gelegenheit zum Austausch bietet und sorgen Sie für eine respektvolle Kommunikationskultur, online und offline. Das beinhaltet selbstverständlich auch Diversität bei den Panels und der Moderation, denn auch damit senden Sie eine Botschaft.
Tipp 8: Es muss nicht alles gleich perfekt sein
Inklusive Veranstaltungen zu planen, kann eine Herausforderung sein, besonders wenn man es das erste Mal macht. Legen Sie Ihre:n Perfektionist:in bei Seite, schließlich werden Sie nicht gleich an alles denken können, da die Diversitäts-Palette sehr groß ist. Dennoch werden Ihre Bemühungen sicher positiv wahrgenommen und Sie lernen von Event zu Event dazu.
Die Vorteile inklusiver Events für Eventplaner:innen
Abgrenzung von der Konkurrenz: Wir werden Diversität in unsere Haltung übernehmen, Diversität strukturell und strategisch in Prozesse und Handlungen integrieren – nicht ohne die besten Beispiele anderer zu beobachten und Benchmarks zu setzen. Seien Sie Vorreiter:innen und machen Sie mit einem offenen und diversen Konzept von sich reden.
Größere Zielgruppe: Indem Sie in Ihrer Kommunikation und bei der Planung die Vielfalt der Gesellschaft berücksichtigen, öffnen Sie gleichzeitig Ihre Zielgruppe und sprechen mehr Menschen mit Ihrem Eventkonzept an.
Modernes, zeitgemäßes Image: Indem Sie Inklusion und Gleichberechtigung in Ihrem Eventkonzept umsetzen, tragen Sie ein modernes und offenes Image nach außen und brechen bewusst mit alten, konservativen Denkmustern.
Stärkeres Vertrauen & Kundenbindung: Veranstaltende, die die Zeichen der Zeit verstehen und offen sind, ihre Konzepte den Bedürfnissen der Gesellschaft anpassen, können langfristig von mehr Vertrauen und stärkerer Kundenbindung profitieren.
Fazit
Inklusion gehört zu einem der Grundpfeiler für künftige Veranstaltungskonzepte. Nutzen Sie die Chance, die herkömmlichen Konzepte auf den Prüfstand zu stellen und an die richtigen Entscheidungen für die (nahe) Zukunft zu treffen. Mit inklusiven Events sorgen Sie nicht nur aus sozialer Sicht für mehr Akzeptanz und Diversität, sondern können einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz haben. Nicht nur erweitern Sie Ihre Zielgruppe, sondern Sie sorgen auch für ein offenes und modernes Image. Das wiederum kann zu mehr Vertrauen und Kundenbindung führen.
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